Mark Schäfer

Mark Schäfer

Bankbetriebswirt und European Business Coach

Inflation erklärt – Alles, was Du jetzt wissen musst

„Inflation“ – der Begriff ist in aller Munde und prangt täglich als Schlagzeile auf den Tagesnachrichten. Doch was steckt hinter dem Begriff? Wie kam es soweit? Wie sehr bin ich selbst von der Inflation betroffen und wie kann ich mich besser vor der Geldentwertung schützen? In diesem Blogartikel wird genau der Begriff Inflation erklärt, wir geben Hintergrundwissen und einen Ausblick in die Zukunft.

Was bedeutet Inflation?

Eine Inflation beschreibt eine Preissteigerung und damit verbundene Geldentwertung über einen bestimmten Zeitraum, in einem bestimmten Umfeld. Zu viel Geld ist bei gleichbleibender Produktion im Umlauf, Preise steigen und das Geld wird weniger wert. Um diese Preiserhöhung festzustellen, gibt es einen sogenannten Verbraucherpreisindex. Dieser Verbraucherpreisindex ist ganz einfach ein Warenkorb aus Produkten und Dienstleistungen, die durchschnittlich von uns Verbrauchern konsumiert wird. Die Preise für die Produkte des Warenkorbes werden dann mit denen des Vorjahres verglichen und die prozentuale Veränderung ergibt dann die Inflationsrate.

Falls ihr an einem Tag in den Schlagzeilen von zwei verschiedenen Inflationsraten lest kann dies daran liegen, dass die „Destatis“ für Deutschland einen bestimmten Warenkorb hinterlegt und die „Eurostat“ einen eigenen Warenkorb auf europäischer Ebene festgelegt hat.

Die von der EZB angestrebte Inflationsrate liegt bei etwa 2% – dies wird als stetige und gemäßigte ideale Inflationsrate für ein gesundes Wirtschaftswachstum angesehen. Dies soll uns Konsumenten dazu motivieren, Anschaffungen nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern zeitnah zu tätigen. Schließlich steigen die Preise ja kontinuierlich und somit wird lieber jetzt als in drei Jahren gekauft.

Wie kam es zu dieser aktuellen Inflation?

In ihrem magischen Viereck strebt die EZB (Europäische Zentralbank) neben der Preisstabilität unter anderem auch ein stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum an. Dies verdeutlicht die bereits genannte gewünschte 2%-Inflationsrate. Um diese angestrebte Inflation zu erreichen, hat die EZB seit der Finanzkrise 2008 und der Eurofinanzkrise 2012 extrem viel Geld in den Wirtschaftskreislauf gepumpt. Damit die Inflation richtig entsteht, wird noch ein Katalysator benötigt, der dafür sorgt, dass die Inflation beginnt. Und dieser Auslöser war durch Lieferengpässe während der Corona-Pandemie auch tatsächlich gegeben. Das Ganze könnt ihr euch in etwa vorstellen, wie wenn ihr einen leckeren Klecks Ketchup neben euren Pommes haben möchtet, aber die Flasche fast leer ist: ihr klopft auf die Flasche, klopft weiter und plötzlich ist der ganze Teller voll mit Ketchup. Bedingt durch den Ukrainekrieg und die damit verbundene Steigerung der Energiepreise hat sich die Inflations-Intensität in der letzten Zeit ordentlich verschlimmert und die Inflationsrate in die Höhe getrieben.

Wie sehr bin ich selbst von der Inflation betroffen?

Auf europäischer Ebene wurde für Juni 2022 eine erwartete Inflationsrate von 8,6% angegeben, in Deutschland lag die Inflationsrate bei 7,6% in diesem Zeitraum. Bei diesen Prozentangaben geht es darum, dass wir für unser Land (oder eben die EU) eine gemeinsame greifbare Größe festlegen. Einen Durchschnitt bilden, um in etwa begreifen zu können, wie die aktuelle Situation aussieht. Die für euch relevante Angabe, wie sehr ihr von der Inflation persönlich betroffen seid, ist dort nicht zu finden. Dies hängt ganz einfach von euren eigenen Ausgaben ab. Daher müssen wir, um herauszufinden, wie hoch eure persönliche Teuerung auf Grund der Inflation ist, euren eigenen Warenkorb anlegen. Hierfür dürft ihr euch einmal euer Haushaltsbuch schnappen (ihr erfasst eure persönlichen Einnahmen und Ausgaben bisher nicht? Ideale Gelegenheit damit anzufangen!) und dieses in den Inflationsrechner von destatis übertragen. Dabei könnt ihr direkt eure Ausgabenseite auf den Prüfstand stellen, nicht genutzte Verträge kündigen oder bei Versicherungen nach günstigeren Tarifen fragen. Wenn ihr alle eure Ausgaben erfasst habt, bekommt ihr eure persönliche Inflationsrate angezeigt und noch einmal das Thema Inflation erklärt.

Was kann ich tun, um die Auswirkungen der Inflation auf meine persönliche Situation zu verringern?

Um herauszufinden, wie ihr eure persönliche Inflationsrate reduzieren könnt, nehmt ihr euch die Aufstellung eurer Ausgaben mit der Analyse aus dem Inflationsrechner zur Hand. Hier könnt ihr vielleicht schon einige Bereiche erkennen, die besonders stark von der Inflation betroffen und bei euch ebenfalls stark ausgeprägt sind. Nun gilt es zu prüfen, ob ihr hier einige Stellschrauben drehen könnt, um eure persönliche Inflationsrate zu verringern.

Die Klassiker werden hier eventuell sein:

  • Benzin. Sicherlich sind wir nicht die ersten, die jetzt darauf hinweisen. Dennoch gehört es an diese Stelle: Welche Alternative habt ihr zur Autonutzung? Vielleicht stehen bei euch im Ort E-Roller, mit diesen könnt ihr zur nächsten Bahnstation und von dort zur Arbeit? Fahrgemeinschaft mit dem Kollegen oder Nachbarn bilden? Ansonsten gilt es, geplant zu Tanken, Preise und ideale Uhrzeiten zum Tanken zu nutzen und Fahrten wenn möglich zu kombinieren (nach dem Feierabend einkaufen gehen, zu Fuß zum Zahnarzt laufen etc.).
  • Öl und Energie:  Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber in unserem Umfeld ist das Thema „Solar“ gerade ein Dauerbrenner. Nicht nur unsere Bundesregierung verspürt den Drang sich unabhängig von russischem Gas zu machen, auch wir Verbraucher. Somit gilt für den Energieverbauch: reduzieren was möglich ist, kostengünstigerer Möglichkeiten prüfen und eine Umstellung auf nachhaltige Ressourcen in Betracht ziehen.
  • Urlaub: Da wir als Familie nicht nur diesen Blog zur finanziellen Bildung betreiben, sondern auch seit 2 ½ Jahren auf Weltreise sind und auf dem Familien-Reiseblog www.strandfamilie.de unsere Reistipps teilen, gehen wir an dieser Stelle kurz auf das Thema „Reisen und Inflation“ ein. Pauschalreisen und Mietwagenpreise sind stark von der Preissteigerung betroffen. Da Reisen keine Notwendigkeit sind wie zum Beispiel das Heizen im Winter, wäre eine Möglichkeit: ihr macht einfach keinen Urlaub. Ist selbstverständlich nicht unser Tipp. Viel eher wäre jetzt der Moment, um eine andere Art des Urlaubens zu testen. Zum Beispiel: Fahrt mit dem Zug in den Urlaub und bucht euch ein schönes Ferienhäuschen. Wir haften in keiner Weise für Zugverspätungen – möchten aber motivieren, solch eine Zugreise (vorallem mit dem Nachtzug) als kleines Abenteuer und nicht nur als Fortbewegung anzusehen.
  • Weitere von der Inflation stark betroffene Produkte: Des Weiteren hilft auch ein Blick auf den Preismonitor von Destatis. Dort sind häufig gekaufte Produkte in ihrer Preissteigerung aufgezeigt und das Thema Inflation erklärt. Ganz klar gilt hier: Es geht nicht darum, dass ihr euch in allen Produkten, die von der Inflation stark betroffen sind, verabschiedet. Es geht darum, dass euch dieser Umstand bewusst ist und ihr euch aktiv dafür entscheidet, dieses Produkt trotzdem weiterhin zu nutzen oder euch über Alternativen informiert.
  • Spareinlagen: Ein sehr wichtiger Punkt bei einer hohen Inflationsrate ist nicht nur die Ausgabenseite, die uns täglich direkt vor Augen führt, wie sehr die Preise steigen. Ihr dürft auf keinen Fall eure Spareinlagen vergessen. Ihr werdet es in den letzten Jahren schon zu Genüge gehört haben: Wer sein Geld auf klassischen Sparkonten liegen hat, verliert. Ging es bisher vor allem um die niedrigen Sparzinsen gepaart mit der Inflation, geht es jetzt noch eindeutiger um die hohe Inflation, die eurer Sparguthaben immer weniger werden lässt – ihr euch also immer weniger davon kaufen könnt, obwohl es doch vermeintlich sicher auf dem Konto lag. JETZT ist der Zeitpunkt, an dem ihr euch intensiv mit dem Thema Geldanlage beschäftigen solltet. Für euer aktuelles Guthaben, für eure Zukunft. In unserem 6-stündigen Onlinekurs „Geldanlage – Aber sicher!“ zeigen wir euch Schritt für Schritt, auf welche Punkte es bei der Geldanlage ankommt, erläutern noch einmal intensiv alle Details zur Inflation und zeigen euch, wie ihr euch eure eigene Anlagestrategie entwickelt.
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Kann ich von der hohen Inflation profitieren?

Als sichere Geldanlage in Sachen Inflationsschutz gelten Gold und Immobilien. Der aktuell immer noch hoch bewertete Immobilienmarkt bietet unserer Meinung nach noch keine interessanten Einstiegspreise, jedoch bieten bereits in eurem Besitz befindliche Immobilien eine gute Absicherung vor der hohen Inflation. Ob Gold wirklich eine sichere Inflationsabsicherung ist, gibt es aktuell immer wieder kritische Meinungen. Statistiken und Kursverläufe der Vergangenheit bestätigen nicht, dass Gold verlässlich vor Inflation schützt.

In der aktuellen Marktlage gilt es eine Anlage zu finden, die zu eurem persönlichen Sicherheitsbedürfnis passt, eure Anlagestrategie erfüllt und nicht unter der Inflation leidet. Dabei solltet ihr aber stets wachsam sein, denn sogar Anlagen, die sich dafür rühmen, dass sie unabhängig vom Börsenmarkt wären und sich strikt vom „FIAT Geld“ differenzieren – wie Kryptowährungen – leiden unter enormen Schwankungen und das durchaus gleichzeitig wie der Aktienmarkt.

Ihr solltet also speziell nach Anlagen mit hoher Preissetzungsmacht schauen. Starke Marken oder Unternehmen, die eine Monopol-Stellung haben (z.B. Medikamente-Industrie) erfüllen diesen Punkt. Der Verkauf ihrer Produkte ist unabhängig von der Inflation und der aktuellen Wirtschaftslage. Nehmen wir das Beispiel Heinz-Ketchup: Egal wo wir auf der Welt sind, die bekannte rote Ketchup-Flasche steht im Regal und wird gekauft (dies ist keine Kauf-Empfehlung und soll nur als Beispiel dienen).

Mit schlauen Anlagestrategien und einer bewussten Ausgabensituation könnt ihr euren eigenen Inflationsverlust auf jeden Fall reduzieren und langfristig mit durchdachten Investitionen als Gewinner aus dieser Situation hervortreten.

Wie wird es mit der Inflation weitergehen?

Die Inflationsrate wird immer im Vergleich zum Vorjahr angegeben. Statistisch bedingt wird die Inflationsrate daher im nächsten Halbjahr sinken, da die Preise im letzten Jahr schon stark erhöht waren und sich damit die Basis für den Vergleich ja geändert hat. Für unseren Geldbeutel bedeutet dies aber leider nicht, dass wir mit günstigeren Preisen rechnen dürfen, sondern lediglich, dass die weiteren Preissteigerungen mit vielleicht „nur noch“ 4-5 Prozent geringer ausfallen.

Etwas weiter oben im Text haben wir darüber gesprochen, wie wir und auch die Regierung versucht unabhängiger von anderen Ländern zu werden. Dieser neue Trend der Deglobalisierung kann ein Preistreiber sein. Wenn sich Unternehmen nicht mehr für die günstigsten Wege und Produkte entscheiden und wenn wir nicht im Ausland mit extrem günstigen Arbeitskräften produzieren (wollen), dann werden die Preise weiterhin steigen.

Wenn ihr euch weiter mit dem Thema Inflation beschäftigen möchtet, findet ihr auf der Destatis Homepage weitere Informationen. Außerdem gibt es für Einsteiger im Thema Geldpolitik einfaches und kostenfreies Infomaterial der Bundesbank. Im Kapitel 5 des Schülerbuches „Geld und Geldpolitik“ findet ihr online einige Erklärungen zum Thema Preisstabilität.

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